Stadtarchäologie

Bei archäologischen Arbeiten im Keller einer Bude in der heutigen Bolesław-Krzywousty-Str. wurden 2036 Scherben neuzeitlicher Keramik gefunden, die aus der Zeit vor dem Tag des tragischen Stadtbrandes am 7. Oktober 1635 stammen (Schicht IV) – alle Befunde wurden auf einer kleinen Fläche von 8,32 m2 erfasst. Nur acht weitere Bruchstücke wurden auf der Nivellierungsebene gewonnen, die in den weiten Zeitraum zwischen dem 18. Jahrhundert und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (Schicht II) zu datieren ist. Somit wurden insgesamt 2044 Elemente von Keramikerzeugnissen gesammelt. Die Sammlung umfasst Gefäßkeramik (1437 Scherben, aus denen 55 Behältnisse rekonstruiert wurden) und Kacheln (607 Scherben). Dabei handelt es sich um graue Irdenware, rot-graue Irdenware, rote Irdenware, glasierte rote Irdenware, Mahlhornware und Mahlhornware mit Ritzungen, Keramik aus weißem Ton bzw. hell gebrannte Keramik, Steinzeug, Schüsselkacheln und Blattkacheln.
Am zahlreichsten ist die rote Irdenware vertreten. Die Keramikwaren aus dieser Gruppe wurde wie folgt unterteilt: unglasierte Gefäße, darunter auch Exemplare mit zarter Engobe, die unbeabsichtigt mit Glasur bespritzt wurden; innen glasierte Ware; innen und außen glasierte Ware, jedoch nur im Bereich des Ausgusses und im oberen Teil der Henkel, mit engobierter Außenfläche der Wände; auf der gesamten Oberfläche glasierte und engobierte Gefäße, versehen mit Malhorndekor. Die letzte Untergruppe besteht aus auf der Innenseite weiß engobierten Tellern/Schalen, die mit Malhorn ornamentiert und/oder mit Ritzungen dekoriert sind, sowie auf der Nutzfläche mit Glasur überzogen wurden. Unter den rekonstruierten Gefäßen dieser Gruppe befanden sich hauptsächlich einhenkelige Töpfe, Grapen, eine Pfanne und eine Flasche nach dem Vorbild von Steinzeugprodukten, Servierplatten mit Henkeln und palmettenförmigem Griff, sowie ein Teller auf einem hohen Ständerfuß.
Die Gruppe der Malhornware umfasst Krüge, u.a. ein charakteristisches Gefäß mit drei Henkeln. Die Teller und Servierplatten sind mit Malhorn und Ritzungen verziert. Die meisten der gefundenen Gefäße dienten als Küchenzubehör, kleine henkelige Töpfe sind jedoch sicherlich auch zum Trinken verwendet worden. Ein bedeutender Prozentsatz der Erzeugnisse wurde wahrscheinlich in den einheimischen Töpfereien hergestellt, nicht ausgeschlossen dabei ist die Konkurrenz aus Neumark, die bei den Stargarder Töpfern immer wieder Beachtung fand – bei der Fertigung einiger Waren orientierten sich die Handwerker u.a. an ihren Steinzeug-, Fayence- bzw. Zinngefäßen (Flasche, Teller mit Standfuß, Schalen mit Volutengriffen). Andere Befunde aus weißem bzw. hell gebranntem Ton könnten aus Mitteldeutschland und Sachsen stammen.
Die Sammlung der Bruchstücke neuzeitlicher Steinzeuggefäße ist gegenüber den Scherben, die in anderen Teilen Stargards gefunden wurden, als einzigartig einzustufen. Zum ersten Mal wurde nämlich importiertes Steinzeuggeschirr mit einer gut erhaltenen Form und einer so genauen Chronologie registriert. Im Fall eines der im Keller entdeckten ovalen Krüge, der mit Feldern verziert ist die durch Halbkreise mit gewellten Rändern getrennt und mit einem Netzornament gefüllt sind, sind Analogien erst aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. bekannt. Somit kann das Entstehungsdatum von Gefäßen mit einer derart komplexen Dekoration bereits in den Beginn des 17 Jh. datiert werden.
Die Gruppe der gegenständlichen Steinzeugwaren ist die erste Sammlung in Stargard, bei der Erzeugnisse aus nur einem Produktionszentrum erfasst wurden. Bisher waren in den Fundstätten Waren aus den Muskauer Töpfereien immer zusammen mit Befunden aus Triebel vorgekommen, wobei Gefäße aus dem letztgenannten Töpfereizentrum dominierten. Die Beliebtheit von Steinzeug aus Muskau und Triebel in der Stadt ist wohl auf den direkten Verkehrsweg zwischen diesen Töpferwerkstätten und den Gebieten von Vorpommern zurückzuführen. Der Transport der Erzeugnisse aus der Lausitz verlief in Richtung Norden, wahrscheinlich über die Lausitzer Neiße und Oder sowie ihre Nebenflüsse. Vielleicht aufgrund des großen Interesses der Bewohner von Stargard an solchen Produkten begann man – vermutlich vor Ort – Imitationen davon herzustellen, wie der im Keller entdeckte Krug aus roter Irdenware belegt.
Die entdeckten Schüsselkacheln sind typisch für die Wende vom 16. zum 17. Jh., was perfekt mit der festgelegten Chronologie der entdeckten Sammlung der beschriebenen Keramiken übereinstimmt. Viel interessanter sind die zahlreichen Blattkacheln. Der erste Komplex besteht aus fünf zentralen Blattkacheln, die unten mit dem Namen HANS BERMAN und zwei Varianten des Jahresdatums (1558 bzw. 1562) signiert sind. Sie zeigen folgende Szenen: Judith mit dem Haupt des Holofernes, Verkündigung, Heilung der blutflüssigen Frau, Letztes Abendmahl. Die zahlreichste entdeckte Gruppe besteht aus zwei thematisch ähnlichen Kachelserien die die fünf Sinne zeigen. Die erste enthält Ganzkörperdarstellungen der personifizierten Sinne des Hörens und Riechens. Die Illustrationen für die Serie wurden anhand der Grafiken von Claes Jansz Clock angefertigt. Dieser bearbeitete sie auf der Grundlage der Arbeiten von Hendrick Goltzius. Die nächste Gruppe mit Personifikationen der Sinne wird durch zwei Größenvarianten repräsentiert. In beiden Fällen wird in der Arkade eine Frau im gemusterten Kleid mit schmalen Ärmeln und hohem Kragen gezeigt. Sie trägt einen Umhang über den Schultern und eine hochgesteckte Frisur. In ihren Händen liegen die Attribute der Sinne: Nelkenblüten (Geruch), Laute (Gehör) und Frucht (Geschmack).
Die geborgenen Schüsselkacheln haben zu einem kleinen Ofen (einer Feuerung) bzw. einem Gerät gehören können, das zusammen mit den Blattkacheln aufgestellt wurde. Letztgenannte machen jedoch
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die Mehrheit in der entdeckten Gruppe aus. Möglicherweise wurde ein Teil davon wiederverwendet und ersetzte die zerstörten Originalelemente eines ziemlich repräsentativen Ofens, dessen zentrale Blattkacheln u.a. religiösen Szenen aus der mit HANS BERMAN signierten Serie und mit Personifikationen der Sinne bestanden. Bei dem Versuch den Ofenkörper zu rekonstruieren kann davon ausgegangen werden, dass dieser auf einer Untermauerung bzw. Ofensäule stand und bis zu etwa 90 cm breit war. Der untere Kasten bestand aus zwei oder drei Schichten von Kacheln. Der obere Kasten war ca. 66 cm breit und hatte drei Kachelebenen. Somit stand das Gerät auf etwa einem Quadratmeter.
Die beschriebene Keramiksammlung, die so genau datiert ist und sich gleichzeitig auf ein konkretes historisches Ereignis bezieht – den Stadtbrand vom 7. Oktober 1635 – hat in der Forschungsgeschichte der Stargarder Altstadt keine Entsprechung. Abgesehen natürlich von den Befunden im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1945.

The enormous growth in archaeological projects in medieval
towns in the last three decades, largely a consequence of
interventions by the monuments service, has led to new findings
in almost every aspect of the medieval urban setting
within the boundaries of present-day Austria. This growth
in knowledge, however, whether seen on a federal level or
in terms of the individual regions, is very unevenly spread,
ranging from almost no progress (for example in many important
southern Austrian towns) to the recording of a substantial
part of the resource base elsewhere (for example
in Tulln, Hall in Tyrol or Vienna). Without doubt, one of
the greatest challenges confronting medieval archaeology in
Austria in the next few decades will be to correct this imbalance.
The individual talks within the section “Urban Life”
have also been put together with this in mind.

This paper deals with archaeological finds of antler and bone inlays, which were used as decorative elements for wheellock-rifles in the second half of the 16th century. The inlays were found during the excavation of "Quartier 17" in the Hanse town Stralsund, Germany. Together with tools and worked bone and antler material they deliver a seldom insight into the "Büchsenschäfterhandwerk", a specialized craft of weapon making.