Ungewöhnlicher Besuch

Diözesanbischof mischte sich unter Strafgefangene

Burgenland
18.04.2025 15:00

Zu Ostern feiern Christen in aller Welt die Auferstehung Jesu nach seinem brutalen Kreuztod. Aber ist so eine Auferstehung auch uns Menschen möglich – und zwar mitten im Leben? Ja, meinte Burgenlands Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zu den Insassen bei seinem Besuch im Eisenstädter Gefängnis. 

Schon seit Jahren besucht Papst Franziskus vor Ostern römische Gefängnisse, um dort an zwölf Inhaftierten die rituelle Fußwaschung vorzunehmen. Diese Demutsgeste, die auch Priester und Bischöfe im Rahmen des Gründonnerstagsgottesdienstes vollziehen, erinnert an „Das letzte Abendmahl“. Am Abend vor seinem Kreuztod ging Jesus, so heißt es im Johannes-Evangelium, nämlich vor seinen Jüngern auf die Knie und wusch ihnen die Füße, um zu demonstrieren, wie wichtig der Dienst am Menschen ist. Heuer war dem Papst die Fußwaschung aus gesundheitlichen Gründen zwar nicht möglich, dennoch betete er mit 70 Häftlingen in der Haftanstalt „Regina Coeli“ ein Vaterunser und erteilte ihnen einen Segen.  

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics im Gefängnis. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics im Gefängnis.
Jeder Häftling bekam eine Gebetskarte für Ostern. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Jeder Häftling bekam eine Gebetskarte für Ostern.
Blick in eine Gefängniszelle der Frauen. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Blick in eine Gefängniszelle der Frauen.
Der Redebedarf der Insassen war enorm. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Der Redebedarf der Insassen war enorm.

Orte einer geprüften Menschheit
Burgenlands Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics tat es dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gleich und nutzte den Gründonnerstag ebenfalls für einen Gefängnisbesuch. „Der Herr Bischof hat schon vor längerer Zeit um einen Termin angesucht, weil er das Haus und die Insassen kennenlernen wollte“, erzählt Klaus Faymann, Leiter der Justizanstalt Eisenstadt, wo aktuell 220 Männer und Frauen ihre Haft absitzen. Um ihm einen Eindruck zu vermitteln, führte er den ungewöhnlichen Gast in den gelockerten Vollzug, die Frauenabteilung und die Werkstätten.

Die Füße wusch Zsifkovics zwar niemandem, dafür kam er in der Wäscherei, der Schlosserei und der Tischlerei mit gleich 30 Insassen ins Gespräch und verteilte Gebetskarten für Ostern. Schließlich betont der Papst immer wieder, dass Gefängnisse „Orte einer geprüften Menschheit“ sind, „manchmal schwer zu tragen an Schuldgefühlen, Missverständnissen und Schmerz, aber zugleich voller Kraft und Sehnsucht nach Vergebung und Erlösung.“

Die Lebensgeschichten der Menschen haben den Bischof sichtlich berührt. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Die Lebensgeschichten der Menschen haben den Bischof sichtlich berührt.
Die Betroffenheit war ihm anzusehen. (Bild: Diözese Eisenstadt, Krone KREATIV)
Die Betroffenheit war ihm anzusehen.
Auch mit Justizwachbeamten suchte er das Gespräch. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Auch mit Justizwachbeamten suchte er das Gespräch.

Eine Sprache, die jeder versteht
Liebevoll legte Zsifkovics bei den Begegnungen seine Hand auf die Schultern der Häftlinge und ermutigte sie, nicht zu verzweifeln. Denn mit Gott an der Seite gebe es stets eine Zukunft. Welche Religion die Gefangenen haben – die meisten sind Christen, Moslems oder Serbisch-Orthodox ­- war ihm übrigens egal. Auf Deutsch, Kroatisch, Ungarisch, Italienisch und Englisch unterhielt er sich angeregt mit allen und spendete in der jeweiligen Muttersprache Trost und Hoffnung auf einen Neubeginn: „Die Geheimnisse der Karwoche zeigen uns: Selbst wenn ein Mensch ganz unten ist, wenn er strauchelt und fällt – es gibt immer die Möglichkeit, wieder aufzustehen, neu anzufangen und seinen Weg in Würde weiterzugehen.“

Zum Abschied überreichte der Bischof Anstaltsleiter Klaus Faymann eine Kerze und ein Bild, das einen Ausschnitt von der Mantelteilung des Heiligen Martins zeigt. Zu sehen ist dieses Altarbild in der Kirche in St. Martin an der Raab. (Bild: Diözese Eisenstadt)
Zum Abschied überreichte der Bischof Anstaltsleiter Klaus Faymann eine Kerze und ein Bild, das einen Ausschnitt von der Mantelteilung des Heiligen Martins zeigt. Zu sehen ist dieses Altarbild in der Kirche in St. Martin an der Raab.
Mit dabei war auch Sascha Aminger. Er ist Gefängniseelsorge-Anwärter. (Bild: privat)
Mit dabei war auch Sascha Aminger. Er ist Gefängniseelsorge-Anwärter.

Verstärkung bei der Seelsorge
Bei der Visitation war übrigens auch Sascha Aminger dabei. Der 31-jährige Mattersburger, der Theologie studierte und in der Diözese für die Jugendarbeit zuständig ist, wird seit kurzem von Gefängnisseelsorger und Diakon Franz Schuh unter die Fittiche genommen und unterstützt ihn bei Gottesdiensten: „Es gibt einen großen Gesprächsbedarf und das Angebot wird gerne angenommen“, sagt er. Eines Tages, wenn Schuh sich in den Ruhestand begibt, will Aminger in seine Fußstapfen treten und so wie sein Lehrmeister die Häftlinge in Eisenstadt spirituell begleiten.

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